Verkehrsregeln

Grundsätzlich sind die norwegischen Verkehrsregeln den deutschen recht ähnlich. Infolge des Wiener Übereinkommens über Straßenverkehrszeichen vom 8. November 1968 und des Zusatzabkommens zur Konvention über Verkehrszeichen vom 1. Mai 1971 muss man sich nicht großartig umgewöhnen, was die Verkehrszeichen angeht.
Es gibt aber auch einige Besonderheiten – sowohl bei den Regeln als auch bei den Verkehrszeichen, auf die im Folgenden eingegangen werden soll. Die Aussagen gelten dabei für Fahrzeuge bis einschließlich 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.

 

Geschwindigkeitsbegrenzungen

In Norwegen gelten folgende Geschwindigkeitsbegrenzungen:

innerorts50 km/h
außerorts80 km/h
auf manchen Straßen/ Schnellstraßen90 oder 100 km/h (je nach Beschriftung)
auf einigen Autobahnabschnitten100 oder 110 km/h (je nach Beschriftung)

 

Dass man sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit halten sollte, wenn man die Urlaubskasse schonen will, zeigt ein Blick auf die Bußgelder. Diese sind abhängig von der erlaubten und der tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit. So kosten beispielsweise bis zu 5 km/h zu schnell bereits 750 NOK (also gut 80 €). Danach wird’s „schnell“ teurer: Bei bis zu 10 km/h ist man mit 2050 NOK (ca. 220 €) dabei, bei erlaubten 60 km/h (oder weniger) und 20,1 bis 25 km/h zu schnell sind es 8300 NOK (ca. 900 €), bei erlaubten 70 km/h (oder höher) sind es „nur“ 6250 NOK (knapp 680 €).

Stationäre Blitzer werden durch das Verkehrsschild    angekündigt, das mal mehr, mal weniger weit entfernt vom „Starenkasten“ steht. Auf einigen Straßen, wie beispielsweise dem Riksvei 7 zwischen Bromma und Nesbyen, wird eine Streckenmessung (strekningsmåling) der Geschwindigkeit durchgeführt. Entscheidend ist dort die durchschnittliche Geschwindigkeit auf der Strecke – in diesem Beispiel auf 7,7 Kilometern. Streckenmessungen werden ebenfalls entsprechend angekündigt.

Nicht angekündigt werden jedoch die mobilen Kontrollen. Als wir im Herbst 2016 an einem Samstag von Oslo nach Bergen fuhren, sahen wir gleich vier Stück davon, was dank des Tempomaten kein Problem war 🙂

Natürlich sollte man, wenn man nicht gerade den Zorn der anderen Autofahrer auf sich laden will, auch nicht unbedingt übertrieben langsam fahren. Zwar sind die meisten Norweger geduldige Autofahrer, aber einige haben es dann doch eilig und drängeln gern mal. Das wird dann doch eher zu einem Stressfaktor, der zu Fahrfehlern führen kann. Besser ist es, die erlaubte Geschwindigkeit zu fahren bzw. laut Tacho leicht zu überschreiten (denn dieser zeigt in der Regel etwas zu viel an). Dann schwimmt man auch einfach im Strom mit.

Merkt man, dass sich hinter einem eine längere Schlange angesammelt hat, wird es gern gesehen, wenn man diese bei Gelegenheit vorbeifahren lässt. Apropos vorbeifahren: Gerade die Nebenstraßen sind in Norwegen oft recht schmal und es kann schon einmal eng werden, dass zwei Autos aneinander vorbeikommen. Deshalb gibt es in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Ausweichbuchten, die teilweise mit dem Verkehrszeichen    (møteplassen – „møte“ = treffen) beschildert sind.

 

Parken

Im Vergleich zu Deutschland deutlich höher sind die Bußgelder für Falschparken. Seit 1. Januar 2017 gibt es – zum Glück – einheitliche Regelungen, unabhängig davon, ob der Parkverstoß auf einem öffentlichen oder privaten Parkplatz begangen wurde. Die Bußgelder sind dreigestaffelt und abhängig vom Grad der Schwere des Verstoßes. So bezahlt man für einfache Verstöße, wie bspw. Parken ohne Ticket während der Gratisparkzeit oder wenn man in einem anderen Geschäft als demjenigen, zu dem der Parkplatz gehört, einkauft, 300 NOK (ca. 33 €). Doppelt so viel muss man für gewöhnliche Verstöße – wie nicht für die Zeit, die man tatsächlich geparkt hat, bezahlt zu haben, „blechen“. Gar 900 NOK (also knapp 100 €) kostet es, wenn man unberechtigterweise auf einem Behindertenparkplatz steht.

In der Regel ist es so, dass privat betriebene Parkplätze mit bräunlichen Schildern gekennzeichnet sind, kommunale Parkplätze hingegen mit blauen Schildern. Vor allem bei letzteren geben Zusatzschilder häufig an, zu welchen Zeiten das Parken gebührenpflichtig ist. Typischerweise sehen diese so oder so ähnlich aus: , wobei die letzte Zeile oft entfällt. In der ersten Zeile ist die gebührenpflichtige Zeit von Montag bis Freitag angegeben, in der zweiten Zeile diejenige samstags. Ist an Sonntagen eine Gebühr fällig, so ist die davon betroffene Zeit rot in der dritten Zeile markiert.

Während Beginn und Ende von Abschnitten, in denen man parken oder eben nicht parken darf (Halt-/Parkverbot), mit Pfeilen im Verkehrsschild gekennzeichnet sind, übernimmt diese Funktion in Norwegen ein Zusatzzeichen wie dieses , das in diesem Beispiel „Ende und Beginn“ bedeutet.

 

Besondere Regelungen

Licht am Tage

Wegen der landestypischen Wetterverhältnisse, der Topografie und der vielen Tunnel, musste man früher stets – also auch tagsüber – mit Abblendlicht fahren. Bei modernen Autos hat diese Funktion inzwischen das Tagfahrlicht übernommen, was so auch akzeptiert wird. Allerdings sollte man bedenken, dass beim Tagfahrlicht das Fahrzeugheck nicht beleuchtet ist. Gerade bei Fahrten bei schlechtem Wetter oder im Tunnel kann das gefährlich werden, zumal auch die Frontbeleuchtung dunkler ist und man selbst unter Umständen weniger sieht. Viele Autos haben heutzutage die Funktion „AUTO“, die automatisch auf Abblendlicht umschalten soll, wenn es erforderlich ist. Aber gerade bei Nebel ist die Technik da oft noch nicht ausgereift, sodass man manuell umschalten sollte.

Sonderspuren

Ähnlich wie in Deutschland gibt es in Norwegen dort, wo es erforderlich ist, gesonderte Spuren für bestimmte Verkehrsmittel wie Busse oder Taxis. Teilweise sind Busspuren für Elektroautos (EL-biler) freigegeben. Eine weitere Besonderheit stellen Fahrspuren dar, die nur für ÖPNV oder Fahrgemeinschaften gedacht sind, bei denen zwei oder mehr Personen im selben Fahrzeug sitzen. Diese werden durch das Verkehrszeichen (sambruksfelt) gekennzeichnet.

Vorfahrt

Schienenfahrzeuge, also auch Straßenbahnen, haben generell Vorfahrt. Ansonsten gelten die Regeln wie in Deutschland (bspw. rechts vor links). Scheinbar scheint nicht offiziell geregelt zu sein, wer an Engstellen am Berg Vorfahrt hat, zumindest habe ich dazu in der „norwegischen StVO“ (Forskrift om kjørende og gående trafikk (trafikkregler)) nichts gefunden. Wohl gibt es aber das ungeschriebene Gesetz, dass der Bergauffahrende Vorfahrt hat, denn es ist einfacher bergab anzuhalten als bergauf anzufahren. Natürlich hängt vieles von der genauen Situation vor Ort ab: Kann ich zur nächsten Ausweichstelle einfacher zurückstoßen als das entgegenkommende Fahrzeug? Habe ich viele Fahrzeuge hinter mir und der andere nur eins? usw.

Promillegrenze und Medikamente

Norwegen war das erste Land, das 1936 eine feste Promillegrenze einführte. Sie liegt heute bei 0,2 ‰. Natürlich ist es besser, komplett nüchtern zu sein. Die Strafen sind empfindlich: Es werden eineinhalb Monatsgehälter fällig, bei schwereren Verstößen zusätzlich Führerscheinentzug und Gefängnisstrafe.
Medikamente, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, werden in Norwegen mit einem roten Dreieck auf der Verpackung gekennzeichnet.